Farbreproduktion
Eine gemeinsame Tagung des Instituts für Kunst und Materielle Kultur der Technischen Universität Dortmund und des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Universität Siegen in Kooperation mit der Siegener Forschungs initiative Pop-Moderne.
Die Veranstaltung findet im Museum für Gegenwartskunst, Siegen, statt. Sie ist aufgrund der geltenden Hygienevorschriften nicht öffentlich. Es ist jedoch eine Teilnahme via Zoom-Link möglich. Wir bitten dazu um eine Anmeldung bis zum 4. Oktober per E-Mail.
Kontakt:
Prof. Dr. Joseph Imorde
Universität Siegen
Fakultät II, Department Kunst und Musik
57068 Siegen
Prof. Dr. Monika Wagner
Universität Hamburg
Kunstgeschichtliches Seminar
20146 Hamburg
Prof. Dr. Barbara Welzel, PD Dr. Andreas Zeising
Technische Universität Dortmund
Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft
44227 Dortmund
Mit der Erfindung der Fotografie und der Entwicklung drucktechnischer Reproduktionsverfahren veränderten sich die Erwartungen an Abbildungen. Die Fotografie galt allgemein als Inbegriff wirklichkeitsgetreuer Wiedergabe, ja als »pencil of nature« (Henry Fox Talbot). Dem Mangel an Farbe schenkte man dabei zunächst wenig Beachtung. Das änderte sich im späten 19. Jahrhundert, als verschiedene Verfahren des Farbdrucks nach fotografischen Aufnahmen Verbreitung fanden. Dem Anspruch auf verlässliche Originaltreue und wissenschaftlich verwertbare Exaktheit konnte keines der Verfahren genügen. Das betraf in besonderem Maße die Reproduktion künstlerischer Gegenstände, allen voran Gemäldewiedergaben. Während Farbreproduktionen von Verlagen weithin kommerzialisiert wurden, blieben sie wissenschaftlich höchst umstritten. Ihre Beurteilung schwankte zwischen unwahr und zu nahe am Original. Viele Vertreter*innen der Kunstgeschichte, der Kunstpädagogik und der Kunstkritik betrachteten auch qualitativ hochwertige Farbreproduktionen lediglich als Imitate. Im 20. Jahrhundert traten farbige Wiedergaben von Kunstwerken auf dem Markt populärer Bücher, Mappenwerke und Wandbilder einen regelrechten Siegeszug an. Trotzdem blieb die Mehrheit der kunstwissenschaftlichen Fachvertreter*innen gegenüber den bunten Bildern auch dann noch reserviert, als sich die Reproduktionsqualität erheblich verbessert hatte und auch der Farbfilm längst zum Alltag gehörte. Inwieweit die positive oder negative Haltung von Wissenschaftler*innen zur Farbreproduktion mit unterschiedlichen methodischen Ausrichtungen ihrer Arbeit einherging, ist zu diskutieren.
Die Tagung sucht die unterschiedlichen Praktiken der Farbreproduktion zu rekonstruieren, ihre sozialen und funktionalen Unterschiede zu beleuchten sowie Gründe für die auseinanderstrebenden Entwicklungen und Bewertungen zu analysieren und damit die vernachlässigte Geschichte der Farbreproduktion in den Fokus zu rücken.
FREITAG, 9. OKTOBER
13.30 Joseph Imorde, Monika Wagner, Barbara Welzel, Andreas Zeising Begrüßung und Einführung
14.00 Jan von Brevern Photologie
15.00 Kaffeepause
15.15 Dorothea Peters Faksimiles
16.15 Franziska Scheuer
„Pour la couleur“. Die Farbreproduktionen der Maison Braun zwischen kennerschaftlicher Rezeption und populärer Kunstvermittlung
17.15 Kaffeepause
17.30 Helmut Hess
„Peinture-Bogaerts“ und die Wiederholbarkeit von Farbe
18.30 Ann-Sophie Lehmann
Ausmalen. Reproduktion als Handarbeit
SAMSTAG, 10. OKTOBER
8.30 Andreas Zeising Dreifarbenautotypien in der „Zeitschrift für bildende Kunst“
9.30 Friederike Kitschen
Farbfotogen? Der transnationale Bilderhaushalt populärer Kunstliteratur um 1910 und die Folgen
10.30 Kaffeepause
10.45 Joseph Imorde
Religiöse Meisterbilder in Farben
11.45 Monika Wagner
Farbe in kunstgeschichtlicher Theorie und Publikationspraxis: Semper, Riegl, Wölfflin
12.45 Kaffeepause
13.00 Stephanie Marchal u. Andreas Degner
Authentizitätsersatz? Das „Original“ als Thema der Kunstkritik im Zeitalter der Reproduktion: Meier-Graefe und Hausenstein
14.00 Alexander auf der Heyde
Manierismus in Ektachrome und Technicolor: Farbreproduktionen in den Arbeiten von Longhi, Briganti und Pasolini
15.00 Abschlussdiskussion