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Fakultät Kunst- und Sportwissenschaften
Zeichnungen von Julius Reinders

500 Jahre Goldenes Wunder

Herzliche Einladung zu der Ausstellung "500 Jahre Goldenes Wunder – Zeichnungen von Julius Reinders" im Dortmunder U

500 Jahre Goldenes Wunder – Zeichnungen von Julius Reinders

Hochschuletage im Dortmunder U

9. Dezember 2021 – 23. Januar 2022

Seit 500 Jahren – seit dem Jahr 1521 – befindet sich das „Goldene Wunder“, das große und prächtige Altarwerk in Dortmund: ursprünglich für die Dortmunder Franziskaner geliefert und seit dem 19. Jahrhundert in der St. Petri-Kirche. Dieses Jubiläum ist ein Grund, die letzte Ausstellung des Jahres 2021 auf dem Campus Stadt diesem in der kunstwissenschaftlichen Forschung und Lehre der Technischen Universität fest verankerten Altarretabel zu widmen und dabei die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem vielfältigen Werk in den Mittelpunkt der Ausstellung zu stellen.

Die dreißig Fächer der Goldseite des Retabels und ihre erzählerischen Inhalte hat Julius Reinders (*1993) künstlerisch erkundet. Für sein Vorhaben untersuchte er das Objekt und seine vergoldeten Figuren und setzte auf dem Zeichenpapier neue räumliche Bezugnahmen und Ansichten. Die Ausstellung zeigt weiterhin Arbeiten aus Julius Reinders’ graphischer Beschäftigung mit verschiedenen kirchlichen Erinnerungsorten und Denkmälern wie der Kirche St. Nicolai in Kalkar, der Marienkirche in Frankfurt an der Oder, aber auch aus dem Schlossgarten in Schwetzingen. Durch Reduktionen, Hervorhebungen und neue farbige Akzente eröffnet Julius Reinders Sehzugänge, die pointiert auf die aufgesuchten Orte und Erzählungen zurückweisen.

Die Ausstellung bleibt während der Betriebsferien der Technischen Universität vom 24.12.21-03.01.22 geschlossen.

Di, Mi 11 – 18 Uhr
Do, Fr 11 – 20 Uhr
Sa, So 11 – 18 Uhr

Eintritt frei.

Dortmunder U
Campus Stadt /Hochschuletage,
Leonie-Reygers-Terrasse,
44137 Dortmund

Für einen Besuch in der Ausstellung im Dortmunder U gilt die 2G-Regelung, die am Eingang kontrolliert wird. Es ist nötig, während des Besuchs eine medizinische Maske zu tragen. Aktuellste Informationen auch immer unter www-dortmunder-u.de

 

 

"Julius Reinders ist vor allem Zeichner und Druckgraphiker, aber auch Animationsfilmer, Plastiker und Skulpteur. Er liebt Plätze, Straßen, Kirchen, Altäre, Säulen, Statuen, Spielfiguren, Totenschädel, Engel, geordnete Vegetation wie Alleen und Parkanlagen, Wasser in Flüssen, Seen, Brunnen, agierende Menschen, meist gewonnen aus Skulpturen. Wir erkennen Apollo, Flussgötter, Diana, Neptun aus der klassischen Mythologie oder Heiligenfiguren. Wie der sich bewegende und suchende Zeichner Julius Reinders müssen sich auch die Betrachtenden bewegen und den Geschichten folgen. Das Durchqueren des Raumes, das Auslassen, das Suchend-Tastende, Noch-Nicht-Wissende neben dem Verfestigten – all das hält Julius Reinders aus und wir sind ebenfalls dazu aufgefordert. Man spürt eine Dringlichkeit des Tuns, die Intensität erzeugt.

Zentral ist die Zeichenlust mit Narrationen. Während des direkten Beobachtens denkt er intensiv über künstlerische Fragestellungen nach. In den hier gezeigten Serien treibt er ein jahrelanges Projekt weiter, seine Umgebung mit dem Zeichenstift zu erkunden und zu verstehen. Seine Neugier geht in die Nähe zur Nicolaikirche in Kalkar, zu den Dortmunder Reinoldi- und Petrikirchen, zu Stipendienorten wie Frankfurt an der Oder oder Sizilien mit Palermo, Monreale, Catania oder Syrakus, oder ganz gezielt hin zu weiteren italienischen Städten wie Venedig, Rom, Verona, Bologna und Neapel. Julius Reinders konzentriert sich auf kulturell Bedeutsames, alltägliche Dinge und Vegetation. Er schafft zeichnerische Inseln, wechselt zu anderen Bildgegenständen und verknüpft neu. Dieses Fokussieren, Weglassen und Verweben, das Dehnen, Verdichten, Übereinanderlagern und Erfinden macht die eigentliche Sensation der Zeichnungen aus. Es entstehen irreale Erzählstrukturen.

Julius Reinders muss zeichnen, ist leidenschaftlicher Beobachter und Aufnehmender von allem Urbanen. Kunsthistorisch Bedeutsames, Banales, Landschaftliches, Dinghaftes, Innen- und Außenräume – er ist Membran, alles dringt in Partikeln durch diesen Filter und wird auf den Rechtecken neu gefügt in einem völlig offenen Prozess. Er beginnt die zeichnerische Beobachtung an einem Ort, wechselt, auch Wochen später vielleicht noch einige Male.

Die formale Ebene ist in jeder Setzung präsent: das Verflechten von Schichten, das Schaffen von Illusion von Raum, das Aktivieren von Leerstellen, Spannung und Rhythmus. Die Vortragsweise der Zeichenspur ist von zentraler Bedeutung: der tastende, körperliche und gleichzeitig gespannte Strich in der Suche nach einer eigenen Ordnung oder einem Systems. Ein Farbeinsatz muss erwogen werden, ohne lediglich zu kolorieren. Wiederholungen, Rhythmik, Durchdringungen und Abbrüche, das Beständige und das Zerbrechliche werden verhandelt.

In der Plastik gelingen bis zu lebensgroßen Figuren, originär, in neuer Erkundung von Körperlichkeit, in herrlich-befremdender Farbigkeit und Oberflächenbeschaffenheit und im Wechselspiel zwischen Lesbarkeit und Materiallust."

Prof. Bettina van Haaren, 2021