StadtSPÄHER
StadtSPÄHER in Dortmund
Stadt erkunden. Geschichten erzählen. Kunst erforschen. Welt entdecken.
Was macht Stadt aus? Die Architektur? Die Menschen, die in ihr leben? Ihre Geschichte? Die Dortmunder Stadtansicht ist geprägt von Neubauten. Allerdings nur auf den ersten Blick. Beim genaueren Hinsehen zeigen sich die vielen Vergangenheiten der Stadt, die manchmal verdeckt, manchmal ganz offen zu Tage treten. Beispielsweise Reste der ehemaligen, im 19. Jahrhundert geschleiften Stadtmauer, die bei Bauarbeiten kurz offengelegt wurden und sonst unsichtbar unter dem Innenstadtwall liegen, der die Ausdehnung der Stadt im Mittelalter im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar werden lässt.
StadtSPÄHER werden
Wir laden ein, StadtSPÄHER zu werden und das vermeintlich Bekannte neu zu entdecken und sich in der eigenen Stadt neu zu verorten. StadtSPÄHER erkunden ihre Stadt, sie lernen spazierenzugucken und Architektur zu lesen. Denn so wie das Lesen von Texten, lässt sich auch das Lesen von Architektur und Stadt erlernen - durch Hingehen, Bewegen und Beobachten. Wer suchenden Blickes den Raum erkundet, entdeckt in Dortmund den Stadtpatron und seine Kirche, mittelalterliche Relikte zwischen Kaufhäusern und wertvolle Zeugnisse vergangener Jahrhunderte. Spähen meint, offen zu sein für unerwartete Begegnungen, neues Wissen über die Stadt zu erzeugen und zu bekommen.
- StadtSPÄHER in Dortmund Flyer PDF (6 MB)
Stadtspäher im Dortmunder U und Hagen
Ein Projekt des Seminars für Kunst und Kunstwissenschaft der Technischen Universität Dortmund mit der Wüstenrot Stiftung 2011-2013
Kooperationspartner 2011/12: Albrecht-Dürer Gymnasium, Hagen; Hauptschule am Remberg, Hagen; Gesamtschule Haspe, Hagen; Christian-Rohlfs-Gymnasium, Hagen sowie Osthaus Museum und Emil Schumacher Museum Hagen.
Kooperationspartner 2012/13: Heinrich-Heine-Gymnasium, Dortmund; Leibniz-Gymnasium - Dortmund International School; Hauptschule Remberg, Hagen; Graf-Engelbert-Schule, Bochum; Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, Lünen; Riesener-Gymnasium, Gladbeck; Gymnasium der Stadt Meschede; Gymnasium Johanneum, Wadersloh
Projektleitung: Prof. Dr. Klaus-Peter Busse und Prof. Dr. Barbara Welzel, TU Dortmund
Stadtspäher-Büro: Christopher Kreutchen und Ann Kristin Malik
Beteiligte Lehrende am Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft der TU Dortmund:
Felix Dobbert, Dr. Niklas Gliesmann und Prof. Bettina van Haaren, als Lehrbeauftragter Rouven Lotz M.A., Emil Schumacher Museum Hagen
„Gebaute Umwelt macht soziale, politische und historische Strukturen sichtbar, sie trägt Zeichen und Einschreibungen, die die Geschichte, aber auch gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen im doppelten Wortsinn begreifbar machen. Die Fähigkeit, bedeutende Phänomene der Gegenwart und die Reichweite der Vergangenheit in der gebauten Umwelt wahrzunehmen und zu deuten, muss wie alle Fähigkeiten, die den Menschen als mündigen Bürger am kulturellen wie gesellschaftlich-politischen Leben teilhaben lassen, geschult werden.
Auch gehört zum mündigen Bürger die Partizipation an gesellschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen. [...] Diese Fähigkeiten, die zur kritischen Rezeption und zur Mitbestimmung im Bereich der gebauten Umwelt, zur Teilhabe an der Baukultur befähigen, zu schulen und auszubilden, ist Aufgabe unserer Gesellschaft. [...] Ziel ist es, junge Menschen zu motivieren, die gebaute Umwelt bewusst wahrzunehmen und sich der Verantwortung dafür zu stellen." (Wulf D. von Lucius, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Stiftung im Vorwort zu Baukultur - Gebaute Umwelt. Curriculare Bausteine für den Unterricht, hg. von der Wüstenrot Stiftung 2010, S. 6)
Innerhalb der beiden Projektdurchläufe haben die Universitätsseminare mit ihren Lehramtsstudierenden im Fach Kunst (aus den Arbeitsbereichen Kunstgeschichte, Kunstdidaktik, Zeichnen und Fotografie) und die Partnerschulen mit ihren jeweiligen Kursen die „Curricularen Bausteine für den Unterricht", die die Wüstenrot Stiftung 2010 unter dem Titel „Baukultur - Gebaute Umwelt" veröffentlicht hat, erprobt, implementiert und evaluiert. Das Projekt kombiniert Unterrichts- und Seminareinheiten, Unterrichtshospitationen der Lehramtsstudierenden, Workshops für Lehrerinnen und Lehrer sowie gemeinsame Ortstermine, in denen die verschiedenen Gruppen wie auch SchülerInnen verschiedener Klassen, Altersstufen und Schulformen miteinander arbeiten. Die Arbeitsprozesse der ersten Phase wurden vom 2. Juni bis 30. September 2012 in einer Ausstellung im Osthaus Museum Hagen der Öffentlichkeit vorgestellt; in diesem Kontext wurden begleitend weitere Lehrerfortbildungen anhand der Ausstellungsergebnisse durchgeführt.
Die Ergebnisse der zweiten Phase rund um das Dortmunder U wurden vom 6. Juni bis zum 7. Juli 2013 in der Hochschuletage des Dortmunder U ausgestellt; auch diese Ausstellung wurde durch Begleitveranstaltung, wie das Abhalten der Seminarsitzungen im Ausstellungsraum oder zwei öffentliche Science-Slams durch die Studierenden, unterstrichen. Die aus dieser Projektphase entstehende Publikation wird voraussichtlich Dezember 2013 erscheinen.
Stadtspäher I. 2011/12: Hagener Impuls
Im thematischen Zentrum steht der „Hagener Impuls" der Jahre zwischen 1900 und dem Ersten Weltkrieg. Hagen war architektonisch und stadtplanerisch in dieser Zeit ein „Laboratorium der Moderne", das bis heute in einer Reihe bedeutender Bauwerke und Ensembles aufzusuchen ist. Zu nennen sind etwa der Hohenhof, die von Henry van de Velde konzipierte Gartenstadt-Villa von Karl Ernst Osthaus, oder das von Peter Behrens erbaute Krematorium, welches Osthaus als eines der bedeutendsten Bauwerke seiner Epoche bewertete. Der programmatische Museumsbau für die von Osthaus zusammengetragene Sammlung „Folkwang" darf als besonders aufschlussreiches Bauwerk gelten: Als historistisches Bauwerk im Roh- und Außenbau bereits fertiggestellt, wurde es im Inneren von Henry van de Velde vollendet (Eröffnung 1902). Nach einer Umnutzung zum Sitz des kommunalen Elektrizitätswerkes (nach dem Verkauf der Sammlung Folkwang nach Essen im Jahr 1922) und Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg, wird der Bau seit 1955 wieder als Museum genutzt. 1972-1974 (Architekturbüro van der Minde) kam ein Erweiterungsbau hinzu, der von der zeitgenössischen Architekturkritik hoch gefeiert wurde, um sehr schnell als „Betonbrutalismus" diffamiert zu werden. Diesem Erweiterungsbau fielen die ehemaligen Privaträume von Karl Ernst Osthaus zum Opfer, hatte der Bau doch ursprünglich als Museum und Stadtvilla gedient. Zugleich wurde der Van-de-Velde-Bau restauriert. 2009 schließlich wurde ein Erweiterungsbau eröffnet (Lindemann Architekten), der im neuen „Kunstquartier Hagen" das Emil Schumacher Museum ergänzt und zugleich dieses mit dem Osthaus Museum überzeugend zusammenbindet und städtebaulich positioniert. In allen Bauphasen war das Museum Anlass ambitionierter Architektur, zugleich eröffnen die historischen Schichtungen Einblicke in gewandelte Aufgaben, Formensprachen und Ansprüche an jeweils zeitgenössische Architektur und den Umgang mit ererbten Bauten.
(Text: Barbara Welzel)
Stadtspäher II 2012/13: Dortmunder U
Stadtspäher erkunden ihre Stadt, sie lernen spazierenzugucken und Architektur zu lesen. Das Dortmunder U ist Ort und Aussichtspunkt: eine Landmarke der Stadt Dortmund und des Ruhrgebiets, das die Transformation vom Industriebauwerk zum Ort der Kultur beispielhaft verkörpert. Hier erfahren die Stadtspäher von städtebaulichen Utopien, von der Umgestaltung des Ruhrgebiets, vom Denkmalschutz und anderem mehr. Sie forschen, zeichnen, fotografieren, lesen und dokumentieren ihr Stadtspähen.
Am Stadtspäher-Projekt im Dortmunder U waren mehr als 300 Schüler/innen verschiedener Altersstufen aus Dortmund und der näheren und weiteren Umgebung mit einer Kerngruppe von elf Lehrerinnen und Lehrern und etwa 100 Lehramtsstudierende des Faches Kunst sowie sechs Lehrende der TU Dortmund beteiligt. Sie haben in ihren jeweiligen Kursen und verschiedenen Unterrichtsfächern sowie in gemeinsamen Workshops Themen baukultureller Bildung erarbeitet und diesen Prozess miteinander dokumentiert. Die Ausstellung stellt das Projekt, die Arbeitsweisen und Themenschwerpunkte vor. Sie zeigt Arbeitsbücher von Schülerinnen, Schülern und Studierenden, fotografische Dokumentationen der Arbeitsprozesse sowie Zeichnungen und Fotografien, die während der künstlerischen Universitätsseminare unter Leitung von Felix Dobbert und Prof. Bettina van Haaren entstanden sind.
„Stadtspäher in Hagen. Baukultur in Schule und Universität"
Klaus-Peter Busse und Barbara Welzel
mit Beiträgen von Felix Dobbert, Gerhard Dohmann, Gabriele Fischer, Bettina van Haaren, Barbara Joswig, Christopher Kreutchen, Christine Laprell, Sebastian Lingstädt, Ann Kristin Malik, Anna Renfordt, Sabine Vonnahme
Herausgegeben von der Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg 2013.
„Stadtspäher im Dortmunder U. Baukultur in Schule und Universität"
Klaus-Peter Busse und Barbara Welzel
mit Beiträgen von Anna Lena Borringo, Heinz Udo Brenk, Leander Büsing, Felix Dobbert, Niklas Gliesmann, Bettina van Haaren, Christopher Kreutchen, Martin Lippok, Bodo Schmidt, Eva Willenbrink, Marina Zwetzschler
Herausgegeben von der Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg 2014