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Fakultät Kunst- und Sportwissenschaften
Kulturelles Erbe interkulturell

Die Essener „Goldene Madonna“ im Kontext

Studierende des Masterstudienganges „Kulturanalyse und Kulturvermittlung“ haben am 20. Januar 2016 gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern einer Willkommensklasse des Dortmunder Heinrich-Heine-Gymnasiums eine Exkursion nach Essen durchgeführt. Ziel war der Essener Dom mit der „Goldenen Madonna“, der ältesten erhaltenen Marienskulptur Europas (entstanden kurz vor 1000 n.Chr.), und dem Domschatz. Ein Semester lang hatten die Studierenden unter Leitung von Dr. Katharina Schüppel (Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft der TU Dortmund) in Kooperation mit Dr. Birgitta Falk, der Leiterin des Essener Domschatzes, diesen Tag vorbereitet: Wie lässt sich das kulturelle Erbe Europas in einer Migrationsgesellschaft vermitteln? Das Projekt steht im Kontext eines übergreifenden, von Prof. Dr. Barbara Welzel, Professorin für Kunstgeschichte an der TU Dortmund, geleiteten Projektes „Kulturelles Erbe interkulturell“, in dem in den letzten zwei Jahren mehrere Workshops gemeinsam mit dem KWI (Kulturwissenschaftliches Institut Essen) durchgeführt wurden. Diskutiert wird das bisher kaum bearbeitete Thema: Wer „erbt“ das Kulturelle Erbe – in einem Einwanderungsland, in einer globalisierten Welt? Wie lässt sich das christliche Erbe Europas in der heutigen Gesellschaft, gerade auch in multikulturellen und multireligiösen Schulklassen, vermitteln. Fragen wie diese werden gegenwärtig immer wichtiger, ohne dass – so zumindest der Eindruck – Antworten, die weit genug ausgreifen, in Sicht oder auch nur die Fragen in ihrer Reichweite bereits ausformuliert wären. Zentral ist der säkulare Kulturbegriff, der die internationalen Kulturkonventionen ebenso wie die nationalen Denkmalgesetze, aber auch die kunsthistorische Forschung bestimmt. Diese Vorstellung versteht das Kulturelle Erbe in aller Welt als ein gemeinsames Erbe. Teilhabe zu ermöglichen, ist daher ein wichtiges Anliegen in Bildungsprozessen.
Nachdem Prof. Welzel den jungen Flüchtlingen im Sommer das Dortmunder U, mithin eine weithin sichtbare Landmarke ihrer neuen Heimat, gezeigt hatte, wollten die Studierenden dieser Gruppe (5. Klasse, 24 Schülerinnen und Schüler, begleitet von ihren Lehrern Herrn Torka und Frau Sechelmann) mit dem Essener Dom, der „Goldenen Madonna“, dem Siebenarmigen Leuchter und den Kunstwerken des Domschatzes einen der ältesten Erinnerungsorte ihrer neuen Heimat zeigen. Zwei Stunden dauerte die spannende Besichtigung, bei der an sechs Stationen Geschichten erzählt sowie Kunstwerke untersucht und diskutiert wurden. Bewusst ausgewählt waren auch die Skulpturen der beiden Heiligen Cosmas und Damian, die der Legende nach aus Syrien stammten und noch heute wesentliche Identifikationsfiguren des Bistums sind.

Am 9.2.2016 werden die Akteure dieses Projekt noch einmal gemeinsam im Kontext der öffentlichen Vorlesung „Bild und Klang“ vorstellen:
19.30-21.00 Uhr in der Stadtkirche St. Reinoldi.